
Es kommt langsam etwas in Bewegung
10. Juni 2025Für eine Umgestaltung des Allgäuer Rings soll jetzt eine Vorzugsvariante untersucht werden. Das Abstimmungsergebnis fiel knapp aus. Eine Richtungsweisung war aber wichtig, da es seit vielen Jahren gefordert, geplant, umgeplant und wieder verworfen wurde.
CSU-Stadtratsfraktion
Sitzung Planungs- und Umweltausschuss am 3.6.2025, Tagesordnungspunkt 2, Variantenuntersuchung Allgäuer Ring
Nach über 2 Stunden intensiver Information und Diskussion entschied sich der Planungs- und Umweltausschuss in der Sitzung am 3.6.2025 mit den Stimmen der CSU-Stadtratsfraktion mit knapper Mehrheit (10 zu 9 Stimmen) die von der Stadtverwaltung vorgestellte Vorzugsvariante planerisch vertiefen zu lassen:
- Der Planungs- und Umweltausschuss (PUA) stimmt dem Konzept für die Umgestaltung des Allgäuer Rings, bestehend aus der vorgelegten Vorzugsvariante, zu.
- Der Planungs- und Umweltausschuss beauftragt die Verwaltung, einen Vorentwurf auf der Grundlage der erarbeiteten Vorzugsvariante zu erstellen und diesen dem zuständigen Gremium zum Beschluss vorzulegen.
Der Knoten Ringstraße / Memminger Straße (Allgäuer Ring) ist ein großer Kreisverkehrsplatz mit zweistreifiger Kreisfahrbahn. Die Verkehrsanlagen durchtrennen den Glacis-Park, die Mittelinsel weist Parkstrukturen auf und hat einen erhaltenswerten Baumbestand. Der Kreisverkehr ist seit Jahren ein Unfallschwerpunkt und entspricht teilweise nicht mehr den heutigen Vorgaben eines innerstädtischen Verkehrsknotens. Der Knotenpunkt gehört zu den am stärksten belasteten im gesamten Landkreis. Die Verkehrssicherheit ist unbefriedigend, wobei vor allem die Unfälle mit Radverkehrsbeteiligung an den Aus- und insbesondere den Einfahrten des Kreisverkehrs auffallen. Verursacht wird dieses Sicherheitsdefizit unter anderem durch die Zweistreifigkeit der Einfahrten und deren großzügige Radien, die zu erhöhter Fahrgeschwindigkeit verleiten.
Aus diesen Gründen wurde bereits in der Vergangenheit nach Lösungen gesucht, mit denen die Verkehrssicherheit vor allem für Fuß- und Radverkehr verbessert wird und dabei die Leistungsfähigkeit, der Nutzungskomfort für Fußgänger und Radfahrer wie auch die städtebauliche Integration der Verkehrslösung gewahrt bleiben.
Der Stadtrat hat hierzu in der Sitzung am 15.6.2016 in diesem Zusammenhang drei Varianten ausgesucht, für die im Ergebnis der im Jahr 2016 vorgestellten Untersuchung eine Empfehlung ausgesprochen werden konnte.
- Umbau zu einem Kreisverkehrsplatz entsprechend heutiger Richtlinien mit Fahrbahn in Hochlage und Unterführung des Fuß- und Radverkehrs für alle Relationen (damals Variante 11a, aktuelle Kostenschätzung ca. 7,6 Mio €)
- Umbau zu einem signalgesteuerten Knotenpunkt (damals Variante 12, aktuelle Kostenschätzung ca. 4,2 Mio €)
- Umbau im Bestand mit möglichst rechtwinkligen Ein- und Ausfahrten sowie Trennung der zweistreifigen Kreiseinfahrten durch Fahrbahnteiler (damals Variante 15, aktuelle Kostenschätzung ca. 3,1 Mio €)
Bei der Grundsatzuntersuchung zur Abschätzung des ÖPNV-Potenzials auf der Achse Memminger Straße und der daraus resultierenden Änderungen im Busverkehr hat das Büro PTV Transport Consult GmbH, Karlsruhe, auch den Allgäuer Ring umfassend betrachtet. Unter Berücksichtigung der vergangenen Untersuchungsergebnisse und der Eingriffstiefe der unterschiedlichen Varianten wurde eine Vorzugsvariante zur Umgestaltung des Knotenpunktes ausgearbeitet. Für diese wurden mikroskopische Verkehrssimulationen zum Nachweis der Leistungsfähigkeit sowie ein Sicherheitsaudit aufgestellt.
Fazit und Anpassung der Vorzugsvariante
Die Verwaltung geht bei ihrem Vorschlag für eine bestimmte Variante zur Umgestaltung des Allgäuer Rings davon aus, dass die Entscheidung nicht ausschließlich auf Basis von Sicherheitsaspekten und der Leichtigkeit des (Kfz-) Verkehrs getroffen werden kann, sondern auch weitere städtebauliche, verkehrliche und Umweltziele in der Abwägung berücksichtigen muss. Somit wurde die vorgestellte Vorzugsvariante von der PTV Transport Consult wie folgt erneut überarbeitet:
Zwischen den Fahrstreifen der Einfahrten sollen zwar zusätzliche Fahrbahnteiler errichtet werden, um die Querungssituation für Fußgänger und Radfahrer zu verbessern. Jedoch verbleibt der Radverkehr aus Sicherheitsgründen an den Querungen wartepflichtig.
Die bestehenden Umlaufsperren am Allgäuer Ring haben sich in Bezug auf die Verkehrssicherheit bewährt. In der Unfallstatistik kann seit der Errichtung der Sperren eine nachhaltige Abnahme der Unfälle mit Radfahrerbeteiligung an den betroffenen Ein- und Ausfahrten festgestellt werden. Um einheitlich im gesamten Knoten die Wartepflicht zu verdeutlichen, die Geschwindigkeit der Radfahrer zu verringern und ihre Aufmerksamkeit zu erhöhen, sollen an allen Querungen Umlaufsperren nachgerüstet werden. Die genaue Anordnung der Sperren ist noch im Detail auszuarbeiten. Sie werden jedoch in jedem Fall so ausgelegt, dass sie auch mit einem Lastenrad oder einem Fahrrad mit Anhänger – mit der gebotenen geringen Geschwindigkeit – passiert werden können.
Abweichend von Vorschlag Nr. 5 sollen die Fußgängerüberwege über die Ein- und Ausfahrten des Kreisverkehrs nicht entfallen. Ein Entfall der bestehenden Fußgängerüberwege würde als eine erhebliche Verschlechterung des Fußgängerkomforts gewertet und kann auf Grund des hohen Fußgängeraufkommens nicht empfohlen werden.
Die zusätzlichen Fahrbahnteiler werden so weit wie möglich (entsprechend der vorliegenden Platzverhältnisse) mit einer Breite von 3,00 m gestaltet, die auch für wartende Fahrräder mit Anhänger eine genügend tiefe Wartefläche bedeutet.
Es versteht sich von selbst, dass die den Komfort betreffenden Defizite für den Radverkehr am Allgäuer Ring auf diese Weise weitgehend nicht behoben werden können. Allerdings hat das Sicherheitsaudit gezeigt, dass gerade die für den Komfort wünschenswerte Bevorrechtigung des Radverkehrs für eine Verschlechterung der Sicherheit sorgen würden.
Die PTV Transport Consult hat die ursprüngliche Vorzugsvariante daher entsprechend der aufgeführten Punkte überarbeitet. In der Anlage zur Sitzungsvorlage ist die angepasste Vorzugsvariante zeichnerisch dargestellt.
Der derzeitige Zustand der Fahrbahn macht eine grundhafte Erneuerung des Allgäuer Rings innerhalb der nächsten Jahre unabdingbar, welche mit der Umsetzung der hier vorgeschlagenen Vorzugsvariante kombiniert werden soll. Ein Baubeginn ist derzeit für das Jahr 2027 geplant, weshalb die nötige Planung nach einem Beschluss dieser Vorzugsvariante mit der Vervollständigung der Vorplanung und der anschließenden Entwurfsplanung fortgesetzt werden soll. Ein Baudurchführungsbeschluss ist somit für das zweite Halbjahr 2026 ins Auge zu fassen.
Johannes Stingl
Quelle u.a.: Öffentliche Beratungsunterlagen der Stadt Neu-Ulm im Planungs- und Umweltausschuss am 3.6.2025 Tagesordnungspunkt 2 inkl. Vorplanungsskizze zur Verkehrsanlagenplanung Kreisverkehr Variante B, PTV GROUP