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Klare Absage an Konfliktminderung durch Akzeptanzförderung

30. April 2025

Saatkrähenplage in Offenhausen: Eine durch die Stadtverwaltung vorgenommene Kategorisierung empfiehlt in Betracht zu ziehende Maßnahmen. Das Ergebnis daraus würde dazu führen, dass 22 Maßnahmen zur Akzeptanzförderung und nur eine einzige Maßnahme empfohlen werden, welche die Saatkrähen bzw. die Koloniestandorte direkt betreffen.

Dem kann die CSU-/JU-Fraktionsgemeinschaft auf keinen Fall zustimmen.

Planungs- und Umweltausschuss am 29.04.2025, TOP 2 – Saatkrähenmanagement, Stellungnahme der Fraktion:

„Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin, sehr geehrte Damen und Herren,

vielen Dank an Frau Greulich für den Vortrag. Ich möchte im Folgenden auf die Sitzungsvorlage eingehen:

In den letzten Monaten wurden aus immer mehr Kommunen in unserer Nähe, aber auch aus ganz Bayern massive Probleme mit der stark steigenden Population der Krähen bekannt, welche teilweise durch unterschiedliche Ansätze vergrämt werden sollen. Eine Bejagung ist aktuell verboten, da die Saatkrähe noch immer zu den besonders geschützten Tierarten gehört. Und das, OBWOHL sie in der aktuellen Roten Liste der Brutvögel Deutschlands als ungefährdet eingestuft wird.

Wie von Frau Greulich im Vortrag angesprochen, beantragte bereits im Juli 2023 die Bundestagsfraktion von CDU und CSU die Bestandsregulierung von Saatkrähen zu ermöglichen und dadurch die Belastung für die Bevölkerung zu verringern sowie wirtschaftliche Schäden landwirtschaftlicher Betriebe zu reduzieren. Dieser Antrag wurde damals durch die Fraktionen von SPD, Bündnis `90 / Die Grünen und FDP im Bund abgelehnt.

Auszug aus dem Antrag:

„Neben den zunehmenden Schäden in der Landwirtschaft und der Bedrohung der Artenvielfalt manifestierten sich auch Gefährdungen der Gesundheit und Lebensqualität für die städtische Bevölkerung.“

Und genau dieses Problem haben wir aktuell insbesondere im Stadtteil Offenhausen mit der in der Schwabenstraße angesiedelten Hauptkolonie.

Die Probleme mit den Saatkrähen wurden in der Bürgerversammlung in Offenhausen am 03.04.2025 sehr deutlich dargelegt und seitens der Bürgerschaft mehrfach darauf hingewiesen, dass der Eindruck entstanden sei, dass die Stadt Neu-Ulm im letzten Jahr nichts gegen die Eindämmung der Population gemacht habe.

Bereits am 13.04.2023 wurde durch die Bürgerschaft, ebenfalls in der Bürgerversammlung in Offenhausen, eindringlich auf die zunehmende Problematik mit den Saatkrähen hingewiesen. In dieser Bürgerversammlung wurde von Ihnen, Herr Krämer, das Beispiel der Stadt Laupheim angeführt, welche bereits damals mit Falknern gegen die steigende Population vorgegangen ist. Das Anliegen der Bürgerinnen und Bürger wurde damals seitens der Stadtverwaltung „mitgenommen“.

Nicht nur die massiven Beschwerden der geplagten Anwohner zeigen die Probleme auf – es reicht ein kurzer Spaziergang entlang der Schwabenstraße von der Martin-Luther-Straße in Richtung der Kreuzung zur Schillerstraße. Eine durch Krähenkot bedeckte Schwabenstraße, bedeckte Gehsteige und geparkte Pkws sowie eine völlig verkotete Bushaltestelle erzeugen Frust bei den Bürgerinnern und Bürgern. Ein Stadtbild, das alles andere ausdrückt als „Wir leben neu“.

Auch kann man von Glück sprechen, wenn man bei dem kurzen Spaziergang nicht eine Ladung Krähenkot abbekommt.

Das schwerwiegendste Problem für die betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner ist aber die stetige Lautstärke der Saatkrähen, durch welche sie immerwährend belästigt werden und welche ihnen den Schlaf raubt.

In der Bürgerversammlung wurde durch eine Dame die Frage gestellt, was denn einen größeren Stellenwert habe – der Mensch oder der Naturschutz. Steht der Naturschutz etwa über der Gesundheit der Menschen?!

Durch die Lautstärke der Krähen wird die psychische Belastbarkeit der Betroffenen seit Jahren auf eine harte Probe gestellt.

In der Sitzungsvorlage ebenfalls unerwähnt bleibt die Gefahr der menschlichen Gesundheit in Bezug auf den Krähenkot. Von Taubenkot ist bestens bekannt, dass dieser Krankheitserreger beinhaltet. Bildet Krähenkot etwa hier eine Ausnahme?!

Und was sind die Auswirkungen auf die Immobilienpreise der betroffenen Straßenzüge?!

„Schöne 3-Zimmer-Wohnung in der Schwabenstraße zu verkaufen – psychische Probleme durch stetige Schlaflosigkeit inkludiert.“

In der Überschrift zur Sitzungsvorlage des Tagesordnungspunkts „Saatkrähenmanagement – Zustimmung zum Konzept zum Umgang mit Saatkrähen im Siedlungsbereich der Stadt Neu-Ulm“ wird bereits mit einer Zustimmung des Rates zu einer regelrechten Kapitulation der Stadt gegenüber dem Saatkrähenproblem eingeleitet.

Das vorliegende Konzept beinhaltet im Kern die Verfolgung eines Akzeptanzansatzes, also einem Ansatz, welcher primär auf die Konfliktminderung, Öffentlichkeitsarbeit und Akzeptanzförderung abzielt.

Eine durch die Stadtverwaltung vorgenommene Kategorisierung der in Betracht gezogenen Maßnahmen führt zu dem Ergebnis, dass 22 Maßnahmen zur Akzeptanzförderung und nur eine einzige Maßnahme empfohlen werden, welche die Saatkrähen bzw. die Koloniestandorte direkt betreffen.

Ehrlich gesagt habe ich mich beim Durchlesen dieser Sitzungsvorlage ernsthaft gefragt, ob bei der Bürgerversammlung die Eingebungen der Bürgerinnen und Bürger nicht gehört wurden oder nicht gehört werden wollten. Dieses vorgeschlagene Konzept ist aus unserer Sicht ein Schlag ins Gesicht aller Betroffenen und absolut inakzeptabel.

In der Sitzungsvorlage wird auch über den Einsatz eines Falkners gesprochen, welcher nach den Erfahrungen der Stadt Laupheim eine Menge Geld kostet. Durchaus schwierig in Zeiten sehr knapper Kassen. Aber auch der vorgeschlagene Akzeptanzansatz mit seinen kostenintensiven Maßnahmen erzeugt ebenfalls hohe Kosten, u.a.

  • Erstellen und Verteilen einer Broschüre über die Saatkrähe – 1.500 – 2.000 Euro,
    hier sind sicherlich noch keine Personalkosten beinhaltet?!
  • Gehwegreinigung, 2x wöchentlich – 16.000 Euro pro Jahr
  • Schulhofreinigung Grundschule Offenhausen – 10.000 Euro pro Jahr

Dass die aktuelle Rechtslage und die Intelligenz sowie die Standorttreue der Rabenvögel keine guten Voraussetzungen darstellen, ist nicht von der Hand zu weisen. Dennoch ist es vollkommen unverständlich und fast schon weltfremd, die Strategie eines Akzeptanzansatzes zu verfolgen, anstatt zu versuchen, den Bürgerinnern und Bürgern zu helfen und dem Problem Herr zu werden.

Man stelle sich vor, dieses vorgeschlagene Konzept mit dem Fokus der Akzeptanzförderung würde mehrheitlich beschlossen. Stellt dann die Saatkrähe auch ihre Vermehrung ein?! Natürlich nicht! Die Population nimmt weiterhin stetig zu. Diskutieren wir dann im nächsten Jahr von einer Gehwegreinigung, welche 4- oder 5-mal pro Woche durchgeführt werden muss und die Stadt anstatt 16.000 Euro, 30.000 Euro pro Jahr kostet?!

Das ist nur ein Beispiel dafür, weshalb das vorgeschlagene Konzept in eine Sackgasse führt.

Auch Vorschläge, unabhängig von ihrer letztendlichen Einteilung als empfehlenswert bis nicht empfehlenswert, wie beispielsweise Autowäschegutscheine, Verteilen von Autoplanen, Aufspannen von Sonnensegeln über Gehwegen oder das Aufstellen von Hinweisschildern an Brutbäumen im Parkplatzbereich zeigen, dass die Sorgen und Nöte der betroffenen Bürgerinnen und Bürgern bei diesem Thema nicht verstanden wurden.

Aus den vielen genannten Gründen lehnt die Fraktionsgemeinschaft von CSU und JU den vorliegenden Beschlussvorschlag der Verwaltung ab.

Wichtig ist uns, dass das Problem schnellstmöglich angegangen und den Betroffenen geholfen wird. Wir stellen uns nicht gegen alle vorgelegten Maßnahmen – beispielsweise ist die verstärkte Reinigung des Schulhofs der Grundschule Offenhausen absolut notwendig.

Aber eben auch Maßnahmen, welche durch die Stadtverwaltung als nicht empfehlenswerte Maßnahmen eingestuft wurden.“

Hans-Georg Maier

Die CSU-/JU-Fraktionsgemeinschaft hat daher zu dieser Problematik einen detaillierten Antrag gestellt. Den Antrag (Dringender Handlungsbedarf – Gesundheitsgefahr vermeiden) finden Sie im separaten Bericht. Der Antrag wurde im Ausschuss angenommen und die Sitzungsvorlage abgelehnt.

Martin Salzmann

(Symbolfoto)