Zurück

Schaffung von Waldkindergärten für Neu-Ulm

6. März 2021

Die Fraktionsgemeinschaft von CSU und JU spricht sich für die Förderung und Schaffung von Waldkindergärten aus.

Stellungnahme der Fraktionsgemeinschaft von CSU und JU im BiFaKu am 02.03.2021 – TOP 3 – Schaffung von Waldkindergartenplätzen:

„Ich freue mich, in diesem Gremium jetzt einige Informationen zu Waldkindergärten nennen und damit Bedenken aus der Sitzungsvorlage ausräumen zu können.

Das Konzept eines Waldkindergartens ist eher speziell und hat dementsprechend Abweichungen von dem, was unsere klassischen Kinderhäuser bieten. Aber genau deshalb hat es auch große Stärken.

Plätze für 3-Jährige
Es ist hilfreich, wenn es ein breiteres Angebot in der Betreuung für 3- bis 6-jährige Kinder gibt.
Denn in unserem Land wurde in den vergangenen Jahren Familien vermittelt, dass Kinder möglichst bald in die Fremdbetreuung gegeben werden sollen. Es wurde stark gefördert, Eltern möglichst bald wieder für das Erwerbsleben zur Verfügung zu haben.
Das hat aber auch dazu beigetragen, dass Familien, die ihre Kinder bis zum 3. Lebensjahr zu Hause betreuen, regelmäßig größere Schwierigkeiten haben einen Kindergartenplatz zu bekommen.
Denn meistens nehmen die Kindergärten zuerst die Kinder, die bereits in ihrer Einrichtung einen Krippenplatz haben. Sind dann alle Kindergartenplätze belegt, haben die neu dazugekommenen dreijährigen Kinder keine Chance.
An dem Punkt ist es sehr hilfreich, wenn es zusätzliche Kindergartenmodelle für 3- bis 6-jährige gibt.
Außerdem gibt es inzwischen Konzepte für Waldkindergärten, die auch Krippenkinder aufnehmen können.

Schmutz
Ein großes Plus an Waldkindergärten für die Kinder ist der Bewegungsfreiraum in der freien Natur.
Wenn wir es als Problem ansehen, dass Kinder nach einem Tag im Kindergarten schmutzig nach Hause kommen, dann haben wir ein echtes Problem. Und das ist nicht der Grasfleck in der Jacke, sondern unsere Einstellung zum Bewegungsdrang von Kindern. Gerade in Waldkindergärten ist Erlebnispädagogik hochgradig möglich. Und dazu gehört auch Schmutz.

Halbtags/Ganztags
Es gibt erfolgreiche Waldkindergärten in unserer Region, z.B. in Weißenhorn, Elchingen, Wiblingen, Söflingen. Teilweise werden dort Kinder auch ganztags betreut. Diese Form ist möglich. Man muss nur etwas kreativ überlegen, wie warmes Mittagessen und Mittagspause möglich sind. Außerdem gibt es immer noch genügend Familien, die auch nur eine Halbtages-Betreuung für ihre Kinder haben möchten.

Pandemie-Zeit
In dieser Pandemie-Zeit hat sich gezeigt, dass Waldkindergärten ein großes Plus haben: Sie sind sehr gut gelüftet und haben ein weitaus geringeres Infektionsrisiko.

Analog statt digital
Außerdem hat diese Pandemie-Zeit gezeigt, wie kreativ wir im Bereich des Lernens für Kinder sein müssen. Dabei ist ein großer Teil der Kreativität und des Geldes in digitale Lösungen geflossen. Es gruselt uns alle, wie viel Zeit unsere Kinder vor digitalen Endgeräten verbringen müssen. Gerade deshalb sollten wir begeistert über Wege nachdenken, die Kindern zumindest in den ersten Jahren die Chance auf mehr Bewegung und Natur ermöglichen.

Vorgehen Ulm
Hier mal als Anregung zum Vorgehen der Stadt Ulm:
Alle Träger von Kindergärten wurden von der Bürgermeisterin, Frau Mann, angeschrieben, ob sie sich die Gründung eines Waldkindergartens vorstellen können. Ihnen wurde die Unterstützung bei der Standortsuche zugesagt. Außerdem hat die Stadt Ulm 100% der Investitionskosten übernommen.
Wobei man hier festhalten muss, dass die nicht sonderlich hoch sind. Ein Bauwagen ist recht gut bezahlbar. Üblicherweise sind die Investitionskosten für einen Kindergartenplatz pro Kind 35.000 Euro. Bei einem Waldkindergartenplatz in der Regel nur 13.000 Euro.

Der Stadt Ulm ist es auf dem Wege gelungen, dass in diesem Jahr vier neue Waldkindergärten mit jeweils 20 Plätzen an den Start gehen. Da wurde einiges an Geld gespart für 80 Plätze!

Ich will nicht behaupten, dass Waldkindergärten die Lösung für alle Probleme und Fragen im Bereich der Kinderbetreuung sind. Aber sie sind eine sehr gute Möglichkeit, um weitere dringend benötigte Kindergartenplätze zu schaffen. Und deshalb wäre es mehr als sinnvoll, wenn die Stadt Neu-Ulm die Entstehung von Waldkindergärten aktiv fördert.

Was hindert uns denn als Stadt daran, Träger und Privatinitiativen zu unterstützen und zu ermutigen Waldkindergärten zu gründen?

Deshalb sind wir als Fraktionsgemeinschaft von CSU und JU mit der Beschlussvorlage zu unserem Antrag vom 23.11.2020 nicht einverstanden.

Ich stelle dementsprechend unseren Antrag noch einmal mit folgender Erweiterung:

  • Die Stadt Neu-Ulm setzt sich aktiv für die Schaffung von Waldkindergärten ein.
  • Sie tut das, indem sie prüft, wo geeignete Standorte sind.
  • Außerdem unterstützt sie freie Träger und Initiativen bei der Suche nach geeigneten Standorten und beteiligt sich im höchsten Maß bei den Investitionskosten.“

Ruth Greiner (CSU)