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Wie marode ist das Neu-Ulmer Notarztsystem?

29. Juni 2019

Am 01.07.2019 stellt der Rettungszweckverband den Dienst der Notärzte für den Bereich Neu-Ulm von „Selbstfahrern“ um auf Fahrten der Ärzte zum Einsatzort mit eigenem Fahrer. Im Grunde eine nicht schlechte Idee, zumal es auch die Verordnung der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern, KVB, so vorschreibt. Allerdings lässt diese Verordnung auch Ausnahmen zu. Wegen der Umstellung klaffen im derzeitigen Dienstplan große Lücken. Es gibt nicht genügend Notärzte und es gibt auch noch keine Fahrer.

Für Neu-Ulm bedeutet diese Umsetzung, dass viele der bisherigen Notärzte hier keinen Bereitschaftsdienst mehr übernehmen können. Sie sind nämlich bisher immer von ihrer Praxis (oder Wohnung) aus selbst zum Einsatzort gefahren und konnten zwischen den Einsätzen ihre Patienten in der eigenen Praxis behandeln. Künftig müssten sie am festen Standort der Rettungswache des BRK auf ihre Einsätze warten. Das heißt, wenn einer dieser Ärzte sich weiter am Notarztdienst beteiligt, muss er seine Praxis tagsüber schließen. Aber wer macht das schon? Seine eigenen Patienten ganze volle Tage auszusperren?

Fazit für Neu-Ulm, es fehlt hinten und vorne an Notärzten, die die Tages- und Nachtschichten übernehmen! Das hätte verhindert werden können, wenn die KVB und der Rettungszweckverband die Ausnahmeregelung, die auch bisher schon galt, verlängert hätten.
Jetzt ist Eile geboten, um die gesundheitliche Versorgung für Neu-Ulm, Nersingen, Elchingen, Fahlheim und Senden, nicht zu gefährden, denn in den Schichtplänen klaffen noch große Lücken.

Wenn hier die Südwest Presse schreibt, man könne ja auf Ulmer Notärzte zurückgreifen oder sogar Ärzte aus Augsburg einfliegen lassen, dann ist das heute schon so, wenn große Gefahrenlagen bestehen und alle im Einsatz sind. Denn man hilft sich jetzt schon von beiden Seiten der Donau, das ist und sollte aber auch die Ausnahme sein.
Das aber als zukünftig gängige Lösung zu propagieren, das zeugt nicht von viel Professionalität. Auch Ulm hat ständig Einsätze und kann keine Regelbetreuung für Neu-Ulm übernehmen. Und Ärzte einfliegen aus Augsburg oder sonst woher, nur weil der Neu-Ulmer Dienstplan nicht gefüllt werden kann, da fragen ich den Reporter, wer diese Kosten bezahlen soll?

Die einzig vernünftige und praktikable Lösung wäre, den Zustand so zu belassen, wie er ist. Unsere Notärzte habe über 25 Jahre einen hervorragenden Dienst geleistet und verdienen es nicht, durch die Südwest Presse jetzt so an den Pranger gestellt zu werden. Hier zählen auch die Schlagworte: Führsorgepflicht den Notärzten und den Patienten gegenüber und Kostenkontrolle im Gesundheitswesen und Rettungsdienst.

Die CSU-Fraktion hat einen umfangreichen Fragenkatalog zur aktuellen Situation an den Rettungszweckverband geschickt und wir sind gespannt, wie die Antwort von dort lautet.

Waltraud Oßwald

Unser Anschreiben an den Zweckverband: 20190628_Anschreiben_Zweckverband

Lesen Sie dazu den Artikel der SWP vom 28.06.19 und 20190628_Kommentar SWP sowie Artikel SWP vom 29.06.2019