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Innovative Konzepte für den öffentlichen Personennahverkehr

1. Juni 2017

Wir sind insgesamt der Auffassung, dass auf innovative Konzepte für den öffentlichen Personennahverkehr zur Lösung innerstädtischer Verkehrsprobleme nicht verzichtet werden kann. Eines dieser Konzepte könnte neben dem Ausbau der Elektromobilität und des „Autonomen Fahrens“ auch das Bus Rapid Transit-System (BRT) sein.

„Bus Rapid Transit – Baustein zur Lösung innerstädtischer Verkehrsprobleme?“

Begrüßung durch den CSU-Fraktionsvorsitzenden im Neu-Ulmer Stadtrat Johannes Stingl für die Veranstalter WIN, Glacis-Galerie und CSU-Stadtratsfraktion am 31. Mai 2017 in der Glacis Galerie.

„Sehr geehrte Damen und Herren,

herzlich willkommen zur Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Thema „Bus Rapid Transit – Baustein zur Lösung innerstädtischer Verkehrsprobleme?“ Für die Veranstalter „Wir in Neu-Ulm e.V.“, die Glacis-Galerie Neu-Ulm und die CSU-Stadtratsfraktion begrüße ich Sie alle und freue mich, dass Sie Interesse an unserer Veranstaltung haben. Die Idee der drei Veranstalter, gemeinsame Überlegungen an zu stellen, hat folgende Hintergründe:

In den Diskussionen um die Umgestaltung der Ludwigstraße in Neu-Ulm wurde deutlich, dass sich viele Zielkonflikte z.B. mehr Parkplätze-mehr Raum für Fußgänger zum Flanieren, hohes Verkehrsaufkommen aus Individualverkehr, ÖPNV und Radverkehr – Verkehrsberuhigung, auftun, die aus unserer Sicht nach dem gegenwärtigen Stand der Planung noch nicht befriedigend gelöst sind. Nicht von ungefähr sind die Planer beauftragt, verschiedene Punkte wie Einbindung weiterer Querungshilfen, Bushaltestellensituation, Grünkonzeption, Beleuchtungskonzeption, Radverkehr, Verkehrsberuhigung weiter zu untersuchen.

Bei der gegenwärtigen Erarbeitung des ÖPNV-Konzepts für Neu-Ulm sollen entlang lokaler Gegebenheiten die Möglichkeiten für Bussonderspuren, ÖPNV-Bevorrechtigung an Lichtsignalanlagen, Haltestellenkaps, Busschleusen geprüft werden.

Wir sind insgesamt der Auffassung, dass auf innovative Konzepte für den öffentlichen Personennahverkehr zur Lösung innerstädtischer Verkehrsprobleme nicht verzichtet werden kann.

Eines dieser Konzepte könnte neben dem Ausbau der Elektromobilität und des „Autonomen Fahrens“ auch das Bus Rapid Transit-System (BRT) sein.

Das Bus Rapid Transit ist ein Gesamtkonzept, das sich vor allem die Infrastruktur einer Stadt bezieht. Die Infrastruktur einer Stadt soll dabei verändert werden, so dass ein zukunftsfähiger, kundenfreundlicher Nahverkehr mit dem Verkehrsträger Bus die Fahrgäste in die Zukunft befördert.
Es werden dort, wo Platz ist und baulich die Möglichkeit besteht, separate Spuren für den ÖPNV zur Verfügung gestellt. Hier fährt der Fahrgast komfortabel und schnell an den im Stau stehenden Autos vorbei. Dort, wo keine Möglichkeiten bestehen separate Spuren auszuweisen, reiht sich der Bus in den normalen Straßenverkehr ein, er wird allerdings auch hier mit den klassischen Maßnahmen der ÖPNV Beschleunigung zum Anführer des Verkehrs. Die Fahrgäste kommen so schneller und komfortabler ans Ziel. Die Zukunft einer wachsenden Stadt, die mit einer hohen Lebensqualität werben möchte, kommt an diesem Gesamtsystem langfristig nicht vorbei.

Das BRT System verbindet dabei alle Vorteile einer Straßenbahn mit denen des Busverkehrs. Der Komfort im Fahrverhalten und die deutlich angezeigte Linienführung der Straßenbahn werden mit der Flexibilität der Busflotte gekoppelt. Man kann heute noch nicht sagen kann, welche Antriebstechnik die Zukunft bestimmen wird – mit dem BRT Gesamtsystem können alle Varianten kommen und eingesetzt werden, denn die Lebensdauer eines Omnibusses liegt mit ca. 8 Jahren, weit unter dem einer Straßenbahn mit 25 Jahren. Dies spiegelt sich auch in den Anschaffungskosten wieder, so dass man auch im Einsatz der Technik flexibel bleibt. Der Bus kann auch weiterhin ausweichen und ist nicht auf die Schiene gefesselt. So bleibt man auch außerhalb der Bustrassen weiterhin mit der Linienführung flexibel und kann sich veränderten Ansprüchen schnell und leicht anpassen und das BRT System ist dabei deutlich günstiger, als die teure Schienenverkehre. Bus Rapid Transit wird aus Neu-Ulm überall in die Welt exportiert. Deswegen ist es zu begrüßen, wenn der Prophet auch im eigenen Land zu Worte kommt.

Bei den E-Bussen hat jüngst die Umweltministerkonferenz (UMK) mehr Geld für Elektrobusse im ÖPNV gefordert. Die Landes- Umweltminister/innen haben zum Abschluss ihrer Frühjahrskonferenz in Bad Saarow am 5. Mai 2017 den Bund aufgefordert, ein attraktives Sofortprogramm für die Elektrifizierung von Bussen im Nahverkehr, einschließlich der dafür erforderlichen Infrastruktur auf den Betriebshöfen, aufzulegen. Vorgeschlagen wird ein Fördervolumen in Höhe von 50 Millionen Euro in der Anlaufphase 2018. Ab 2019 sollen aus Sicht der UMK jährlich 100 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Damit könnten jährlich 500 E-Busse in Deutschland zusätzlich auf die Straßen gebracht werden. Die Förderung eines E-Busses und damit des Nahverkehrs ist sicher nachhaltiger als die Unterstützung von Pkw zum privaten Gebrauch. Allerdings stehen Industrie und Politik noch einigen Herausforderungen gegenüber, damit alle Betreiber und Fahrgäste diskriminierungsfrei an der Elektrifizierung des Busverkehrs teilhaben können. Im LBO-Winterseminar 2017 in Ratschings konnten sich die Seminarteilnehmer über den Stand der Entwicklung im Hause MAN informieren.

Wir freuen uns, dass wir mit Herrn Axel Stokinger (Geschäftsleiter Vertriebsorganisation Deutschland), Herrn Richard Mejia und Herrn Christoph Rethmann von Daimler Buses ausgewiesene Experten für dieses Thema gewinnen konnten, die uns u.a. zum BRT-Potenzial in Neu-Ulm, der Elektrifizierung des Busverkehrs und zum autonomen Fahren informieren wird.

Ich wünsche Ihnen allen eine informative und erkenntnisreiche Veranstaltung.

Johannes Stingl“

Zum Thema: Artikel in der Neu-Ulmer Zeitung vom 03.06.2017: 20170603_NUZ-Artikel zu BRT-ÖPNV